Flughafen München

Integrierter Bericht 2022

 

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Klimaschutz

Gezielte Maßnahmen senken den CO₂-Ausstoß

Die Verkehrszahlen, die sich 2022 stark erholt haben, führten zu einem Anstieg der dem Flughafen zurechenbaren CO₂-Emissionen auf 90.352 Tonnen. Damit lag dieser Wert knapp unter dem Niveau von vor der Corona-Pandemie. Auch der außerordentlich hohe Kältebedarf für die Klimatisierung von Gebäuden, Anlagen und Flugzeugen im seit Beginn der Wetteraufzeichnungen wärmsten Jahr 2022 trug zu dieser Zunahme bei.

Der Fokus der Berichterstattung liegt wie 2021 auf den technischen Maßnahmen zur gezielten Reduktion der CO₂-Emissionen, nicht auf dem Vergleich mit den Vorjahren. 2022 hat die Flughafen München GmbH rund 2,8 Millionen Euro investiert, um den Treibhausgas-Ausstoß durch 28 weitere Einzelmaßnahmen langfristig um 3.216 Tonnen zu verringern. Dank der 333 bereits seit 2005 umgesetzten Maßnahmen konnten wir unseren CO₂-Ausstoß um mehr als 55.113 Tonnen CO₂ pro Jahr senken. Mit den stark gestiegenen Passagierzahlen reduzierten sich 2022 die spezifischen CO₂-Emissionen pro Passagier:in auf 2,85 Kilogramm (Scope 1 und 2).

CO₂-Emissionen

Footprint: komplexe Rechenaufgabe

Der Betrieb einer großen Infrastrukturanlage bringt Emissionen verschiedenster Verursacher mit sich. Sie alle fließen in die Bilanzierung des Treibhausgas-Ausstoßes eines Flughafens mit ein. Den größten Anteil machen dabei die Emissionen des Flugverkehrs im Landing-and-Take-off-Zyklus aus (LTO-Zyklus: landende und startende Flugzeuge bis zu einer Höhe von 3.000 Fuß). Als Grundlage für die vergleichbare Erfassung aller Emissionen dient der CO₂-Footprint. Er gliedert den Treibhausgas-Ausstoß, der einem Flughafen zugerechnet wird, nach dem internationalen Standard »Greenhouse Gas Protocol« in drei unterschiedliche Quellen (Scopes).

Greenhouse-Gas-Emissionen

SCOPE 1 UND SCOPE 2

 

REGENERATIVES ENERGIEKONZEPT
Der Flughafen München möchte bis 2030 nahezu die gesamte Energieversorgung CO₂-neutral gestalten und dabei möglichst viele verfügbare Ressourcen in der Region nutzen. Dafür sollen ab 2023 zum Beispiel weitere Fotovoltaikanlagen auf Parkhäusern, Frachtmodulen und geeigneten Freiflächen in Betrieb gehen. Die Primärenergieversorgung des Blockheizkraftwerks soll künftig auf Biogas umgestellt werden. Die hohen Energiepreise und die Abhängigkeit von russischem Erdgas sind neben dem Klimaschutz ein weiteres Argument, die Autarkie der Energieversorgung voranzutreiben.

 

ZIEL: AUSBAU FOTOVOLTAIKANLAGEN

  • 20 MW auf Dachflächen
  • 30 MW auf Freiflächen
  • Über 50.000 MWh Sonnenstrom
  • Entspricht Stromverbrauch von knapp 15.000 Haushalten
  • Über 19.000 Tonnen CO₂-Einsparung pro Jahr

Biogasanlage

Ökologischer Ressourcenkreislauf in neuer Biogasanlage
Der Flughafen München plant, zukünftig auch Biomethan aus Bioabfall als Brennstoff für sein Blockheizkraftwerk zu verwenden und sucht hierzu aktuell Kooperationspartner:innen. Mit diesem Leuchtturmprojekt bleibt das Prinzip der Kraft-Wärme-Koppelung erhalten.

ENERGIEKRISE: SPAREN, WO ES GEHT
Am Flughafen München koordinierte 2022 der Sonderstab »Energie« die gesetzlich verordneten Energiesparmaßnahmen. Insgesamt wurden mehr als 70 Maßnahmen ergriffen, zum Beispiel die Abschaltung von 7.000 Lichtpunkten, unter anderem das MAC-Dach und die großen M-Logos an den Flughafenzufahrten. Die Parkhausinnenbeleuchtung wurde auf die gemäß Baubescheid geforderte Mindestbeleuchtungsstärke reduziert, die Raumsolltemperatur minimiert und die Betriebsweise der Lüftungsanlagen angepasst. All das ergab eine Einsparung von rund 2.500 Tonnen CO₂ pro Jahr. Gleichzeitig entwickelte der Sonderstab einen Stufenplan, um trotz angespannter Situation bei der Gasversorgung den Flugbetrieb aufrechterhalten zu können.

 

TOP-3-MAßNAHMEN

LED-BELEUCHTUNG MIT NIEDRIGEM ENERGIEVERBRAUCH
Der Münchner Flughafen hat bereits die gesamte Vorfeldbeleuchtung auf energiesparende LED-Technik umgerüstet. Alle Maßnahmen im Bereich Beleuchtung summieren sich auf Einsparungen in Höhe von rund 17.800 Tonnen CO₂. Die Umrüstung auf LEDs ist Schritt für Schritt für alle Gebäudetypen geplant. Helligkeitssensoren und Bewegungsmelder sorgen für zusätzliche Einsparungen.

AUSTAUSCH DER LÜFTUNGSANLAGEN AM GESAMTEN FLUGHAFEN-CAMPUS
Am gesamten Flughafen-Campus versorgen über 200 Lüftungsanlagen die Gebäude mit Frischluft. Im Sinne der Klimaschutzstrategie werden diese schrittweise durch Ventilatoren der neuesten Generation ersetzt. In einem ersten Projekt haben wir seit 2021 insgesamt 64 Anlagen optimiert. Die Maßnahme mit einem Budget von circa zwei Millionen Euro ist aufgrund von Lieferverzögerungen nur stockend angelaufen, wurde aber 2022 im Hotel Hilton wie auch in Passagier- und Bürobereichen erfolgreich fortgesetzt.

OPTIMIERUNG DES WÄRMEBEDARFS
Diverse Maßnahmen führten 2022 zu einer Reduktion des Wärmebedarfs. Die energetische Dachsanierung von sieben Modulen im Frachtbereich sowie die Optimierung der Heizungsprogrammierung summierten sich zu einer Einsparung von circa 60 Tonnen CO₂.

 

SPARSAME ANTRIEBE IM FUHRPARK
Der Münchner Flughafen hat bereits verschiedene alternative Antriebskonzepte getestet. Dazu zählen die Eröffnung der weltweit ersten öffentlichen Wasserstofftankstelle sowie Versuche mit Biogas, Bioethanol, Biodiesel und C.A.R.E.-Diesel. Außerdem betreiben wir derzeit 131 Pkws und Kleintransporter sowie 304 Abfertigungs- und Spezialgeräte elektrisch. Bis 2030 sollen Elektrofahrzeuge den Großteil des Fuhrparks ausmachen. Da auch 2022 pandemiebedingt kaum neue Fahrzeuge beschafft wurden, liegt ihr Anteil nach wie vor bei etwas über 30 Prozent. Mit Blick auf die technologische Weiterentwicklung wird der Fahrzeugmix bis 2030 auf Basis besserer Batterien, grünen Wasserstoffs, synthetischer Kraftstoffe und weiterer alternativer Antriebskonzepte noch stärker diversifiziert sein.

Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr hat dem Flughafen München Fördergelder in Höhe von knapp 24 Millionen Euro zugesprochen. Mit dieser Zuwendung wird die Anschaffung von bis zu 72 elektrisch betriebenen Passagierbussen inklusive der notwendigen Ladeinfrastruktur am Münchner Airport unterstützt. Die AeroGround, die am Münchner Airport für Passagier- und Crewtransporte zuständig ist, will ihre Busflotte bis zum Jahr 2025 komplett auf Elektroantrieb umstellen und dafür bis zu 60 Millionen Euro investieren.

Auszug aus den 2022 abgeschlossenen Projekten des Stromsparprogramms (Scope 1 und 2)

ThemaMaßnahmeCO₂-Einsparung pro Jahr
RaumlufttechnikUmbau der Lüftungsanlagen im Terminal 2571 t
Umbau der Lüftungsanlagen im MAC (Bauabschnitt 2)433 t
BeleuchtungUmrüstung auf LED-Technik im Parkhaus P1 und P2162 t
Umrüstung auf LED-Technik im Parkhaus P20 (Bauabschnitt 1)109 t
Umrüstung der Großanzeige im Terminal 2 auf LED-Technik31 t
FahrzeugeElektrifizierung Fahrzeugflotte102 t
Sonstige EnergieeffizienzEnergetische Dachsanierung15 t
SCOPE 3

DHL Express Deutschland hat den Bau eines äußerst nachhaltigen und energieeffizienten Gebäudes am Campus begonnen. Das Unternehmen plant, den gesamten Wärmebedarf durch Wärmepumpentechnik zu decken sowie den Strombezug aus dem Netz durch eine Fotovoltaikanlage auf ein Minimum zu reduzieren. Viele Ladepositionen für Elektrofahrzeuge sollen außerdem fossile Kraftstoffe vermeiden helfen.

Luftgüte

 

IM BLICK: STICKOXIDE, SCHWEFELDIOXID UND FEINSTAUB

Wie beim CO₂ verursachen auch bei den Luftschadstoffen die Flugzeuge deutlich mehr Emissionen als der Bodenverkehr auf den Vorfeldern, Zubringer- und Betriebsstraßen. Eine messtechnische Unterscheidung der Immissionen ist jedoch nicht möglich. Für die Beurteilung der Luftgüte am Flughafen und in seiner Umgebung spielen Stickoxide, Schwefeldioxid und Feinstaub eine bedeutende Rolle. Ihre Konzentration wird an zwei Stellen kontinuierlich gemessen. Die Messstationen im Westen und im Osten des Flughafens erfassen die Wirkung der Schadstoffquellen des Straßen- und Luftverkehrs und des sonstigen Flughafenbetriebs – überlagert von der Grundbelastung des Ballungsraums München und der natürlichen Hintergrundkonzentration in der Atmosphäre.

Im Zuge der Covid-19-Pandemie gingen die verkehrsbedingten Emissionen am Flughafen München deutlich zurück. Das zeigt sich insbesondere beim Stickstoffdioxid (NO₂): Im Jahr 2022 bewegten sich die NO₂-Konzentrationen zwar unter dem Niveau des Vorkrisenjahres 2019, waren im Vergleich zum Vorjahr jedoch leicht erhöht. Alle geltenden gesetzlichen Grenzwerte wurden 2022 eingehalten. Mobile Messungen fanden 2022 auf der Nordbahn des Flughafens München und auf dem Volksfestplatz in Hallbergmoos statt. Die Konzentrationen lagen deutlich unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte.

Messergebnisse in Echtzeit

Luftgütemessung    
Luftgüte

 

WENIGER SCHADSTOFFE, GERINGERES LANDEENTGELT

Die FMG erhebt emissionsorientierte Landeentgelte. Damit wollen wir Triebwerkshersteller und Flugzeugbauer motivieren, verstärkt in die Entwicklung von schadstoffärmerem Fluggerät zu investieren. Der Flughafen München trägt so zu einer besseren Umweltqualität in seiner Umgebung bei. Anhand der gelandeten Flugzeugtypen können wir die Schadstoffe – einschließlich CO₂ – triebwerksgenau bilanzieren und den technischen Fortschritt unmittelbar abbilden.

 

ULTRAFEINSTAUB: KLEINER ALS 0,1 MIKROMETER

Derzeit gibt es keine standardisierten Verfahren zur Messung von ultrafeinen Partikeln (UFP), keinen objektiven Maßstab für eine Beurteilung und auch keine Grenzwerte. Wir verfolgen jedoch aufmerksam aktuelle Projekte, die sich mit der Ultrafeinstaubbelastung durch den Luftverkehr befassen. Im Umfeld des Flughafens Frankfurt nimmt derzeit das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie intensive UFP-Messungen vor. Auch im Umfeld des Flughafens München misst seit dem Frühjahr 2021 die Universität Bayreuth im Auftrag des Bayerischen Umweltministeriums die UFP-Konzentration an der Stadtgärtnerei in Freising und auf dem Volksfestplatz in Hallbergmoos. Die FMG unterstützt dies durch die Messung weiterer Luftgüteparameter mit der mobilen Messstation am Standort Hallbergmoos, führt aber selbst keine UFP-Messungen durch.

 

KONTINUIERLICHES MONITORING VON SCHADSTOFFEN

Langlebige Schadstoffe können sich in der Umwelt anreichern und so in die Nahrungskette gelangen. Diesem Sachverhalt trägt der Flughafen München seit vielen Jahren mit verschiedenen Messungen Rechnung. 2022 wurden an fünf Messpunkten im Umland Pflanztöpfe mit Welschem Weidelgras und Grünkohl zusammen mit Sammelbechern für Staubniederschlag aufgestellt. Auch das Honigmonitoring wurde 2022 mit rund 30 Bienenvölkern rund um den Flughafen fortgesetzt.

Messpunkte Luftgüte und Biomonitoring

Schadstoffkonzentrationen an der Messstelle im Osten des Flughafengeländes

Jahresmittelwerte in μg/m3

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